Motorrad-Tour Berge und Meer Juli 2022
Auf die Frage an meinen Sohn Raoul, wo die geplante einwöchige Motorradtour im Sommer hingehen soll, war seine Antwort: "In die Berge und ans Meer". So war die Tour in die französischen Seealpen bis runter an die Côte d'Azur schnell geboren. Dabei sollten natürlich so viele Highlights wie möglich für Motorradfahrer mit eingebaut werden. Hin geht es über das Vercors mit dem Combe Laval, weiter zu den Gorges du Verdon bis nach Saint Tropez. Dann am Meer entlang nach Nizza und über die Seealpen und Schweiz zurück. Dabei dürfen einige der höchsten befahrbaren Alpenpässe nicht fehlen. Der der Col d'Izoard ist mit 2.770 Meter der höchste Pass. Der Col de la Bonnet kommt nur mit der Schleife Cime de la Bonette noch höher auf 2.802 Meter. Der Col de l'Iséran, der Col du Galibier und den Col du Petit St. Bernard runden die Highlights der Motorradtour ab.
Von Neustadt nach Pontarlier, 18.07.22, 569 km
Irgendwie scheint Pontarlier für eine Motorradtour Richtung Mittelmeer strategisch optimal zu liegen. Schon mehrmals hat sich die Kleinstadt für einen Zwischenstopp angeboten. Gegen 10:00 Uhr haben wir uns in Luxemburg mit Roby getroffen um die Tour gemeinsam anzugehen. Die insgesamt recht lange Tagesetappe ließ sich trotz der relativ hohen Temperaturen von bis zu 36° gut in 8,5 Stunden mit Pausen fahren. Ein gutes Restaurant für den Abend kannten wir auch schon und unsere Zimmer waren klimatisiert. Was will man mehr.
Von Pontarlier nach Die, 19.07.22, 341 km
Um 7:00 Uhr Frühstück und um 8:00 ging es los. Je früher desto besser bei diesen Temperaturen von bis zu 38°. Heute seht der Combe Laval auf dem Programm. Das Stück Straße im Vercors muss jeder Motorrad-Tourenfahrer mal gefahren sein. Absolut beeindruckend, wie hier eine Straße in die Felswand gebaut wurde. Die gesamte Tagesetappe durch das französische Jura, ein Stück weit durch das Rhone Tal und das Vercors war erste Klasse. Kaum jemand unterwegs und sehr gute Straßen, ausgenommen die Abfahrt vom Combe Laval über den Col de Rousset nach Die war mit Rollsplitt und Sand ausgebessert. Das heißt Alarmstufe rot für Motorradfahrer. Unser Hotel in der Fußgängerzone in Die haben wir vor 17 Uhr erreicht, so dass wir mit unseren Motorrädern noch bis vor das Hotel fahren durften. Die ist ein schöner Ort mitten im Vercors, der bei Motorradfahrern, Radfahrern und Wanderern beliebt ist. Unser Abendessen hatten wir das vegetarische Tagesgericht in einem sehr schönen Innenhof im Les Petits Fourneaux.
Von Die nach Saint Tropez, 20.07.22, 311 km
Gestartet sind wir wieder früh um die noch angenehmen Temperaturen auszunutzen. Heute haben wir am Nachmittag die 40°Marke geknackt. Da macht Motorradfahren so langsam keinen Spaß mehr. Die Tour heute war mit Kurven gespickt und lief sehr schön. Insgesamt 2315 Gangwechsel und 2528 Kurven oder Abbiegungen. Auf dem Weg nach Saint Tropez, unserem heutigen Tagesziel, darf man die Gorges du Verdon Route des Crêtes nicht weglassen. Der 23,5 km langer Rundkurs hat es in sich. Er führt über weite Strecken direkt am Rand des Grand Canyon du Verdon, der größten Schlucht Europas, entlang. Viele spektakuläre Aussichtspunkte bieten ein tolles Panorama. Am Besten fährt man die Runde im Uhrzeigersinn um bei Gegenverkehr den Puls im Normalbereich zu halten. Den letzten Rest der Tagesetappe nach Saint Tropez rein ging dann noch besser als befürchtet, obwohl hier reichlich Fahrzeuge unterwegs waren. Heute Abend werden wir uns dann mal Saint Tropez anschauen. Reichlich Yachten haben wir schon in der Hafenbucht liegen sehen.
Von Saint Tropez nach Nizza, 21.07.22, 172 km
Den gestern gewonnen Eindruck von dr Verkehrsdichte der Küstenstraße hat uns dazu veranlasst heute Morgen ohne Frühstück um 7:00 Uhr zu starten. Eine gute Entscheidung, es waren schon noch erträgliche 25° und kaum Verkehr auf der Straße. Gefrühstückt haben wir dann unterwegs und sind anschließend von unserem ursprünglichen Plan, die Küstenstraße bis Nizza zu fahren abgewichen. Die Tour über das Hinterland war kaum befahren und landschaftlich sehr schön. Nach einem Mittagessen, es gab Salade niçoise. Gegen 14:30 waren wir in Nizza. Die letzten 10 km im Stadtverkehr waren dann bei 33° aber kein Vergnügen mehr. Den Nachmittag haben wir mit einem Stadtbummel und Besichtigung das Castle of Nice verbracht. Zum Glück ging ein Aufzug auf den 90 Meter hohen Berg hoch.
Am Abend haben wir ein Restaurant am Rossetti Platz (Place Rossetti), wo sich die prächtige Kathedrale Sainte Réparate befindet, besucht. Als Vorspeise hatten wir Socca, eine der berühmtesten kulinarischen Spezialitäten von Nizza und eine der repräsentativsten der Stadt, hergestellt aus Kichererbsenmehl. Anschließend noch die Promenade des Anglais entlang und einen Absacker an der Strandbar genossen.
Von Nizza nach Saint-Michel-de-Maurienne, 22.07.22, 302 km
Heute standen die französischen Seealpen mit einigen Alpenpässen auf dem Programm. Der Col de la Bonette ist mit der Ringstraße um die Cime de la Bonette die zweithöchste asphaltierte Straße der Alpen und führt bis auf 2802 m hoch. Noch höher ist nur die auf 2829 m führende Ötztaler Gletscherstraße in Österreich (wenngleich diese anders als die hier eine Sackgasse ist). Die restlichen Höhenmeter zur Aussichtsplattform auf 2860 Meter sind noch gelaufen um den phantastischen Rundumblick zu genießen. Von dort soll man den Großen Sankt Bernhard in 175 km Entfernung sehen können. Weiter ging es zum Col de Vars, dem Col d'Izoard, Col du Galibier und dem Col du Télégraphe, alles sehr schöne Pässe für eine Motorrad Tour. Wider Erwarten waren nur wenige Motorradfahrer und Radfahrer unterwegs. Wohnmobile haben so gut wie keine gesehen, so dass wir zügig vorankamen. Der heutige Tag war dann doch weniger anstrengend als die vorangegangenen Tage, da die Pässe schön flüssig zu fahren waren und die Temperaturen doch deutlich angenehmer waren.
Von Saint-Michel-de-Maurienne nach Bulle, 23.07.22, 380 km
Auch heute ging es wieder früh los. Der erste Pass war der Col de l’Iseran. Mit einer Höhe von 2770 m ist er zugleich der höchste überfahrbare Gebirgspass der Alpen. Der Col de la Bonette ist 2715 m hoch, die 2802 m erreicht man nur durch die Zusatzschleife, die jedoch kein Pass ist. Weiter ging es zum Col du Petit St. Bernard (kleinen Sankt Bernhard) und über das Aosta Tal zum Großen Sankt Bernhard. Eine Grenzkontrolle zwischen Italien und der Schweiz gab es nicht. Gut so. In der Schweiz sind wir dann noch den Col des Planches und den Col des Mosses gefahren.
Auch ohne eine Grenzkontrolle merkt man gleich, dass man in der Schweiz ist. Alles top gepflegt und wie aus dem Ei gepellt. Dazu noch die grandiose Landschaft wie auf der ganzen bisherigen Tour. Um 16:45 waren wieder zeitig im Hotel. Übernachten werden wir in Bulle, einer Kleinstadt mit ca. 25.000 Einwohnern in dem französischsprachigen Teil des Kantons Freiburg in der Schweiz.
Gleich geht noch zum Abendessen und morgen Abend sind wir dann schon wieder in Deutschland.
Von Bulle nach Offenburg, 24.07.22, 338 km
Nach einem kleinen Stadtrundgang in Bulle und kurzer Besichtigung der Burg mit einem schönen Blick vom Turm aus über die Stadt ging es zum Frühstück. Am frühen Sonntagmorgen waren die Straßen noch wie leergefegt und wir kamen zügig voran. Heute mussten wir zwei Umleitung in Kauf nehmen wobei uns eine durch Freiburg (Fribourg) führte. Die Stadt ist beim nächsten Mal einen Besuch wert. In Basel waren wir uns dann nicht sicher ob Garmin uns über eine Vignette pflichtige Straße führt, so dass wir uns einen Weg durch die Stadt gesucht haben. War aber am Sonntagmorgen auch kein Problem. Bis Offenburg ging es anschließen bei idealen Motorradbedingungen durch den Schwarzwald, Großteiles über schöne kurvige Nebenstraßen. Bei Ankunft war es wieder mal 34° C, was die Freude auf ein klimatisiertes Zimmer gesteigert hat. Lokales Essen und Bier (alkoholfrei) runden den Tag ab. Morgen stehen dann noch die 320 km bis Neustadt an und eine schöne Motorradtour nimmt sein Ende.