Windhoek – Kapstadt, 18.11.2023
Heute ist Reisetag. Wir hatten uns entschlossen im Anschluß an die Namibia Classic Tour die Garden Route in Südafrika zu fahren. Transfer und Flug von der Windhoek Mountain Lodge nach Kapstadt in unser Hotel, wo wir zwei Nächte verbringen werden, lief reibungslos. Nach zwei Wochen Gravel in Namibia freuen wir uns aber auf unsere gemieteten BMW R1250 GS und asphaltierte Straßen und die Highlights, die die Garden Route zu bieten hat.
Kapstadt – Peninsula Day Route, Kap der guten Hoffnung 19.11.2023, 150 km
Nach dem Frühstück holen wir erst mal unsere Motorräder ab. Danach geht es los, um die bekannte Cape Peninsula Route zu erkunden. Wir fahren in südliche Richtung bis Muizenberg Beach, ein Spot für Wellenreiter. In der False Bay besuchen wir die Boulders Pinguin Kolonie. Weiter geht es nach Simons Town. Diese Route ist insgesamt nicht nur für Motorradfahrer die beliebteste Touristenroute am Kap, wenn nicht sogar in ganz Südafrika. Wir besuchen das Cape Point Reserve, wo wir auch das Kap der Guten Hoffnung finden. Dieses Reservat ist Teil des Tafelberg-Nationalparks, der wiederum Teil des bekannten Cape Floral Kingdom ist. Das Cape Floral Kingdom gehört nicht nur zum Weltkulturerbe Südafrikas, sondern ist auch eines der vielfältigsten Pflanzenbiome der Erde.
Am Nachmittag geht es entlang der Atlantikküste über die malerische Chapman's-Peak-Route und über Camps Bay und Sea Point zurück zum Hotel. Den Tafelberg haben wir heute nicht mehr geschafft. Das holen wir aber noch nach.
Kapstadt – L'Agulhas, 20.11.2023, 280 km
Erst mal raus aus Kapstadt, Richtung Hermanus. Die Küstenstraße war aber wegen Erdrutsch gesperrt, so dass wir umdrehen mussten. Wir sind dann über den Sir Lowry's Pass gefahren. Auch nicht schlecht. Es war heute jedoch teilweise stürmisch und wir hatten Schwierigkeiten mit dem Motorrad die Spur zu halten. Hermanus gilt als eines der besten Ziele für die Walbeobachtung auf der ganzen Welt. Der November fällt noch in die jährliche Walwanderungszeit, und wir hatten Glück und konnten während der Mittagspause ein paar Wale vom Restaurant aus sehen. Danach fahren wir ins Landesinnere. Unser Tagesziel ist L'Agulhas. Das beschauliche Städtchen ist der südlichste Punkt Afrikas, auch bekannt als der Ort, an dem sich die beiden Ozeane treffen. Da ist "ein" Foto natürlich obligatorisch. Zum Tagesabschluss wurde uns ein typisches südafrikanisches Braai, in unserem B&B bereite. Braai ist Afrikaans und bedeutet braten oder grillen.
L'Agulhas – Mossel Bay, 21.11.2023, 279 km
Bevor es heute weiter in Richtung Osten nach Mossel Bay geht, habe ich noch kurz mit der Drohne das "Africa Monument" fotografiert. Dann geht an Getreidefeldern und Farmland vorbei und wir durchqueren die Hügel des Overbergs, bevor wir in Swellendam eine Kaffeepause einlegen. Swellendam ist die fünftälteste Stadt in Südafrika und hat sich im Laufe der Zeit an den Hängen der Langeberg-Berge angesiedelt. Wir fahren weiter nach Mossel Bay, unserem heutigen Tagesziel. Die Etappe ist nicht unbedingt ein Highlight für Motorradfahrer. Nennenswerte Kurven gab es keine. Bereits 1992 wurde Mossel Bay in das Guinness-Buch der Rekorde als Ort mit dem zweitmildesten Klima der Welt aufgenommen! Mossel Bay ist der inoffizielle Beginn der Garden Route Region.
Mossel Bay – Knysna , 22.11.2023, 223 km
Das war doch fast wie Zuhause. Jede Menge Kurven. Wir sind den Robinson- und den Outeniqua-Pass gefahren. Eine schöne Motorradstrecke die uns über Oudtshoorn, wo wir Kaffeepause gemacht haben, nach George führt. Von George aus folgen wir dem Abschnitt der N2 Garden Route nach Knysna, wo wir heute übernachten. Die Garden Route unterscheidet sich deutlich vom Rest der bisherigen Strecke. Es ist grün und es gibt Wald. Die Knysna-Mündung liegt im Zentrum der Stadt und wird im Süden von den beeindruckenden "Knysna Heads" bewacht, wo sie in den Indischen Ozean mündet. Auf unserer Fahrt zum Hotel machen wir einen Abstecher zu den Knysna Heads, von wo aus man einen Panoramablick auf die Mündung und die Küstenlinie genießen kann.
Knysna – Addo, 23.11.2023, 315 km
Nach dem Frühstück machen wir uns gleich auf den Weg. Nicht nur die 315 km mit dem Motorrad, sondern auch noch die geplanten Besichtigungen brauchen Zeit. Unsere heutige Etappe führt uns auf der N2 durch das, was als das Herz der Garden Route bezeichnet wird. Wir fahren durch Teile des einheimischen Tsitsikamma-Nationalparks und halten an der beeindruckenden Bloukrans-Brücke. Auf die Möglichkeit, den höchsten kommerziellen Bungee-Sprung der Welt zu springen (216 m) haben wir verzichtet. Der Bloukrans Pass, den wir fahren wollten, war leider gesperrt.
Im Storms River National Park unternehmen wir eine Wanderung und überqueren über die Suspension Bridge. In Motorrad-Klamotten ganz schön anstrengend. Anschließend get es weiter Richtung Port Elizabeth, wo 1820 die ersten britischen Siedler landeten. Die Stadt lassen wir allerdings liegen und fahren über schöne Nebenstrecken nach Addo, in die Nähe des Addo-Elephant-Nationalparks. Dabei kam uns dann auch noch mal 15 km Gravel unter die Räder. Da hat sich das Training in Namibia ausgezahlt. Mit unserer heutigen Unterkunft, dem "Addo African Home" haben wir was Besonderes erwischt.
Addo – Graaff Reinet, 24.11.2023, 230 km
Einen Wecker braucht man im "Addo African Home" nicht. Das erledigt die Tierwelt. Heute fahren wir mit unseren BMW Motorrädern weiter ins Landesinnere. Die meiste Zeit verbringen wir auf weitläufigen Straßen, auf denen kaum Verkehr zu sehen ist, während wir die abgelegene Landschaft des Ostkaps durchqueren. Wir kommen in die so genannte Große Karoo, ein halbtrockenes, weitläufiges Gebiet, das uns an den amerikanischen "Wilden Westen" erinnert. Wir durchqueren die Grenzstadt Jansenville, bevor wir schließlich in die historische Stadt Graaff Reinet einfahren. Die Stadt mit ihren zahlreichen nationalen Denkmälern und Museen ist die viertälteste Stadt Südafrikas und hat viel zu bieten. Für den Nachmittag stand eine Fahrt zum Valley of Desolation auf dem Plan. Wir hatten Glück und erwischten das richtige Zeitfenster zwischen den Regenwolken, um den herrlichen Ausblick auf den Spandau Hill und die Ebenen der Großen Karoo zu genießen.
Graaff Reinet – Prince Albert, 25.11.2023, 362 km
Das war doch mal eine Ansage. Nach 170 km links abbiegen! Das Abwechslungsreichste auf den ersten 140 km war, Schildkröten über die Straße zu helfen. Danach wird es etwas abwechslungsreicher. Die Straße führt uns weiter durch die südlichen Ebenen der Großen Karoo, in Richtung der fernen Swartberge, die im Laufe der Zeit immer wieder ihre Farbe ändern. Gelegentlich fahren Autos oder Lastwagen vorbei. Nach 175 km flacher Karoo-Ebenen kommen wir in Willowmore an, das für seinen Kaffee und Kuchen im Sophies Choice Coffee Shop berühmt ist. Ein etwas seltsamer Laden in der Wüste. Von hier aus fahren wir nach De Rust, dem nördlichen Tor zu Oudtshoorn, das auch als die Straußenhauptstadt der Welt bezeichnet wird. Dann kommt das bisher beste Teilstück Strasse auf der ganzen Tour. Die N2 Richtung Prince Albert durch die Meiring's Poort Gorge. Eine schöne kurvige Straße durch die Schlucht. Sie ist einer von nur zwei natürlichen Durchgängen durch die Swartberg-Bergkette. Hier machen wir noch einem kurzen Stopp an einem Wasserfall und erreichen Prince Albert am frühen Nachmittag.
Print Albert – Oudtshoorn, 26.11.2023, 137 km
Heute geht es nach Oudtshoorn, wo wir die Highgate Ostrich Show Straußenfarm besichtigen. Die Route über den Swartberg Mountain Pass haben wir gestrichen und sind wieder über die Meiring's Poort Gorge gefahren. Die Strecke war so schön, dass sich ein zweites Mal lohnt. Den Pass zu streichen ist nicht leichtgefallen. Aber nach über drei Wochen in denen alles glatt lief, wollten wir das Glück nicht herausfordern und mit den ca. 300 kg schweren Motorrädern bei der Hitze über die Schotterstraße fahren. Die Vernunft hatte gesiegt. Man muss auch weglassen können.
Geplante Stromabschaltungen sind hier an der Tagesordnung. Heute war der Strom sogar zweimal für ein bis zwei Stunden weg.
Oudtshoorn – Wildlife Reserve, 27.11.2023, 200 km
Heute besuchen wir ein Wildlife Reserve, wo wir auch den ganzen morgigen Tag verbringen werden. Zunächst passieren wir aber den Huisriver Pass, bevor wir einen Stopp im Ronnies Sex-Shop einlegen. Ein interessanter Laden, der nicht so ist wie es klingt. Ein weiter Stopp legen wir im Diesel & Cream Barrydale an der Route 62 ein. Ein Motel mit einem besonderen Flair. Rechtzeitig erreichen wir das Main Gate des Wildlife Reserve, wo wir unsere BMWs abstellen (besser ist das) und zu unserer Unterkunft transportiert werden. Am späten Nachmittag hatten wir noch einen "nature drive". Ein tolles Erlebnis.
Nature/Game- Drive 28.11.2023
Heute bleibt das Motorrad stehen weiter "nature drives / game drives" stehen auf dem Programm. Um 5:15 gab es einen Kaffee und um 5:30 ging es los. Tolle Eindrücke gestern und heute. Den Gepard, der einen Springbock gerissen hatten, haben wir leider am Morgen nicht gesehen. Dafür eine ganze Familie bei dem nachmittags "Game Drive".
Wildlife Reserve – Franschhoek, 29.11.2023, 276 km
Wir hatten uns für die kürzere Strecke nach Franschhoek über den Franschhoek-Pass entschieden. Manchmal trifft man die falsche Entscheidung. Der Pass war wegen Erdrutsch gesperrt. Das bedeutet einen Umweg um den Berg herum von ca. 80 km. Zu allem Überfluss mussten wir durch Somerset West und Stellenbosch. Das dauerte. Ansonsten war die Tagesetappe heute wirklich schön. Die R62 und das Tal der Kleinen Karoo endete mit der Einfahrt in die Weinregion Breede River. Die Felsformationen der Cape Fold Mountains bei Cogman's Kloof, markieren das Ende der Karoo-Region. Auf diesem "natürliche Felsbogen", befindet sich auf dessen Spitze ein historisches englisches Fort, bzw. dass was davon noch übrig war.
Franschhoek – Kapstadt, 30.11.2023, 94 km
Unser Plan war ja über den Haufen geschmissen. Der Franschhoek-Pass gesperrt. Der Clarence Drive gesperrt. Somit sind wir auf dem schnellsten Weg nach Cape Town. Einmal durch die Stadt um auf den Tafelberg zu kommen. Bei über 33°C auch kein Vergnügen. Dann auch noch Rush Hour an der Seilbahn. Der Blick von oben auf die Küsten, die Stadt und Richtung Kap der Guten Hoffnung hat uns dann entschädigt. Die Abgabe der Motorräder am frühen Nachmittag war dann reine Formsachen. Heute Abend gehen wir zu Abschluss der Tour wieder zu Mama Afrika lecker Essen. Der Laden hat was.
Nach einer letzten Nacht in Kapstadt geht es morgen Abend zurück nach Frankfurt.
Fazit: Das deutsche Auswärtige Amt gibt diverse Sicherheitshinweise für Südafrika heraus. Diese haben wir berücksichtigt. Es gab auch nicht eine Situation für uns, die uns irgendwie gefährlich vorkam. Wir sind vielen netten und freundlichen Menschen begegnet und hatten eine angenehme Zeit. Die Straßen sind sehr gut ausgebaut aber für Motorradfahrer doch vielfach langweilig. Hunderte Kilometer mehr oder weniger geradeaus. Die Graden Route war landschaftlich mit ihren Wäldern und Küsten eine willkommene Abwechselung. Nach insgesamt 4 Wochen unterwegs freuen wir uns auf Zuhause und unser "altes" Europa, das so viel zu bieten hat.